Karrierechancen
1. Aufgabe
Lesen Sie den Anfang des folgenden Artikels.
Die Elite wird weiblich
Nie waren Frauen im Beruf erfolgreicher als heute.
Noch nie haben so viele Frauen studiert, noch nie waren so viele berufstätig.
Und doch: Trotz aller Erfolge wird es an der Spitze dünn. Auf den Chefsesseln
nehmen zwar deutlich häufiger als früher Frauen Platz, dennoch sind sie in den
Top-Jobs immer noch unterdurchschnittlich vertreten. Auch das wird sich bald
ändern, glauben Wissenschaftler: An den immer besser ausgebildeten Frauen kommt
man(n) in Zukunft nicht mehr vorbei.
(Kloepfer
2005,
http://www.magazine-deutschland.de/issue/Frauen_5-05.php)
2. Aufgabe
A/ Wie erleben Sie das bei uns in Ungarn? Denken Sie nach!
Lesen Sie den Artikel weiter!
B/ Bilden Sie das Gelesene graphisch ab oder betiteln Sie die
Absätze am Rande mit passenden Stichwörtern.
C/ Deuten Sie die Änderung der Startchancen und Karrierechancen der
Frauen von damals und heute. Warum galt Frau Rösler damals als „Exotin”?
„Früher war ich als Frau relativ allein“, erinnert sich Inge
Rösler, und dann kommt ihr noch das Wort „Exotin“ über die Lippen. Vor gut einem
Vierteljahrhundert hat sie ihre Karriere als Trainee in der Deutschen Bank
begonnen. Heute, mit 52 Jahren, ist sie schon weit oben angekommen und leitet
ein größeres Team im Kreditrisikomanagement der Bank. „In dem klassischen
Bereich des Kreditgeschäfts, in dem ich angefangen habe, war ich eine von ganz
wenigen, manchmal sogar die einzige“, sagt sie. Aber: „Das hat sich sehr
verändert.“ Der Grund: „Viele Frauen sind heute deutlich besser ausgebildet und
haben gute Startchancen.“ Viel einfacher als früher sei es für sie aber dennoch
nicht, in die Führungsetage aufzurücken, setzt sie hinzu. Die Konkurrenz um die
Posten an der Spitze sei hart. Und außerdem: Karriere, Kinder – Inge Rösler hat
einen erwachsenen Sohn – und die Organisation von deren Vereinbarkeit hätten
auch heute noch meistens die Frauen zu bewerkstelligen.
Tatsächlich sind die Frauen heute im Berufsleben erfolgreicher
als je zuvor. Die Generation von Inge Rösler hat die Pfade angelegt, auf denen
die jungen Frauen heute in Scharen laufen. Sie treten viel selbstbewusster auf.
Das können sie auch: Denn nie haben so viele Frauen studiert, nie zuvor so viele
gearbeitet – 47 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind heute Frauen –
und schon gar nicht so viel verdient wie heute.
Spiegelte sich 1980 am Bruttoeinkommen der Frauen in Deutschland
noch ganz klar die Vorherrschaft des männlichen Alleinverdienermodells, so hat
sich das in den letzten 25 Jahren deutlich verändert. „Zumindest kinderlose
Frauen nehmen inzwischen ganz selbstverständlich am Erwerbsleben teil“,
bestätigt Nicola Hülskamp, Wissenschaftlerin für Bildungs- und
Arbeitsmarktpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Noch
Anfang der achtziger Jahre hatten Frauen, egal ob mit oder ohne Kinder, kaum ein
eigenes Einkommen“, sagt sie. Das hat sich also geändert. Und trotzdem: Anders
sieht es in Deutschland noch immer bei den Müttern aus. Hier sprechen die Zahlen
des IW eine deutliche Sprache. Denn im Unterschied etwa zu Skandinavien befindet
sich bis heute ein großer Teil der arbeitenden Mütter in Deutschland in
niedrigen Einkommensklassen. Viele arbeiten Teilzeit, allein das drückt den
Durchschnitt der Gehälter erheblich.
Für die Soziologin Jutta Allmendinger, 48, Professorin an der
Universität München und Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, gibt es für den Erfolg der
Frauen vor allem einen Grund: „Sie haben Zugänge zu Bildung und Ausbildung, die
sie vor einhundert Jahren noch überhaupt nicht hatten. Sie haben, was die
Bildung angeht, nicht nur mit den Männern gleichgezogen, sie haben sie überholt.“
Mehr Abiturientinnen als Abiturienten, so viele Hochschulabgängerinnen wie
-abgänger. Bei den Promotionen schließt sich die Lücke ebenfalls. Und noch eines:
„In der Gruppe der niedrig Qualifizierten gibt es inzwischen viel weniger Frauen
als Männer“, sagt sie. Die Professorin, exzellent ausgebildet, Chefin eines
Instituts und eines Lehrstuhls gehört zu denen, die es zu „etwas gebracht“ haben.
Zudem ist sie Mutter eines Kindes. Allerdings eine spätgebärende, die ihre
Professur längst hatte, bevor sie schwanger wurde. Die Vereinbarkeit von Beruf
und einem Top-Job war dann nicht mehr problematisch.
Es sieht so aus, als würden sich die Chancen der Frauen auf dem
Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren weiterhin deutlich verbessern. Ulrike
Detmers, 49 Jahre alt, Mutter dreier Kinder, Professorin für
Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule in Bielefeld und Miteigentümerin
und Managerin der Bäckereigruppe Mestemacher in Gütersloh, sagt schon lange: „Die
Elite wird weiblich“. Denn: „Im Jahre 2010 werden 40 Prozent der Arbeit in
Deutschland aus höher qualifizierten Tätigkeiten bestehen“. Das hänge mit dem
Druck des internationalen Wettbewerbs zusammen, in dem Deutschland auf jeden
Fall zunehmend volkswirtschaftlichen Mehrwert aus den höher qualifizierten
Bereichen schaffen muss. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Arbeitskräften
wachse und werde, was die Frauen angeht, auf ein steigendes Angebot treffen,
meint Detmers. Vor allem bei Frauen unter 29 Jahren zeige sich der
Bildungsfortschritt. „Und diese Frauen wollen eine Rendite ihrer
Bildungsinvestitionen.“ Ulrike Detmers ist, was die Zukunft weiblicher
Aufsteigerinnen angeht, sehr optimistisch. Sie selbst hat bereits geschafft,
wovon viele träumen: Sie ist in der so männerlastigen Managerwelt längst bestens
vernetzt – nach vielen Jahren harter Arbeit. Und sie weiß auch: „Vor allem für
jüngere Frauen ist es noch immer schwierig, sich Zugang zu diesen Netzwerken zu
verschaffen. Es gibt sie noch, die Vorbehalte.“ Deswegen engagiert sie sich für
eine künftig weiblichere Elite, zu allererst im eigenen Unternehmen.
Denn: Ungeachtet des immensen Bildungsfortschrittes bleibt der
weibliche Einfluss auf den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft gering. Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Anteil der Frauen an den
Führungskräften in Deutschland insgesamt bei 33 Prozent, bei den „Top-Führungskräften“
(Direktorinnen und Geschäftsführerinnen) sind sie nur mit 21 Prozent vertreten.
In allen Dax-Vorständen gibt es derzeit gerade mal zwei Frauen. Headhunterin
Christine Stimpel, Deutschland-Chefin von Spencer Stuart, einer der
international führenden Personalberatungsgesellschaften, kennt das Phänomen: „Frauen
wählen häufig Studiengänge, die ihnen gewisse persönliche Freiheiten versprechen.
In selbständigen hoch qualifizierten Berufen trifft man viele Frauen. Es gibt
sehr viele erfolgreiche Rechtsanwältinnen, Notarinnen, Wissenschaftlerinnen. Es
gibt auch ungeheuer viele Frauen im mittleren und oberen Management. Wenn wir
jemanden suchen im Personalbereich, im Marketing oder in der PR, haben wir
manchmal nur Kandidatinnen. Aber das spiegelt sich überhaupt nicht wider in
General-Management-Funktionen, schon gar nicht in den Vorständen.“ Die Ursache
dafür sieht sie indes nicht darin, dass die Unternehmen die Frauen nicht wollten,
sondern darin, dass die Infrastruktur, von Ganztagsbetreuung für die Kinder bis
zu Service-Angeboten für Unterstützung im Haushalt, noch zu wünschen übrig lässt,
so dass viele Frauen erst gar nicht nach den Top-Jobs streben. „Die Unternehmen,
die an uns herantreten, haben bei praktisch jeder Suche den Wunsch, dass wir
ihnen Frauen als Kandidaten suchen. Die wären begeistert, könnten wir ihnen mehr
weibliche Top-Leute präsentieren. Gewünscht sind die Frauen“, sagt sie.
Professor Desirée Ladwig (40 Jahre, zwei Kinder) von der
Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg weist darauf hin, dass Frauen vor allem in
Unternehmen gute Aufstiegschancen hätten, in denen es bereits mehr als 20
Prozent weibliche Führungskräfte gebe. Genau das sagt auch Dorothee Ritz, seit
August 2004 Direktorin bei Microsoft. „Sucht euch Unternehmen, die Frauen
unterstützen, die offen sind für Gleichberechtigung und dies auch in ihren
Statuten festgelegt haben“, rät sie den jungen Frauen, die sie um Rat fragen.
Nach Meinung der 36-jährigen Managerin eignen sich vor allem Führungspositionen
für Frauen mit Kindern. „Leiten oder führen ist etwas anderes als arbeiten“,
erklärt sie. „Denn Leiten ist eine qualitative Arbeit, keine quantitative. Es
kommt auf die Organisation des Unterbaus an.“
Förderprogramme für Frauen, die gesetzliche Verpflichtung zur
Gleichstellung, das Antidiskriminierungsgesetz, Frauenquoten, eine bessere
Infrastruktur – das alles tut offenbar noch Not. Wichtig ist auch die
Transparenz jener Unternehmen, die Frauen als Fach- und Führungskräfte wirklich
wollen. Zusammen mit dem Bundesministerium für Familie hat die
Helmut-Schmidt-Universität die Informationsplattform „Genderdax“ gegründet. Dort
können Unternehmen nach Prüfung ihrer Frauenfreundlichkeit durch die
Organisatoren für sich werben. Inzwischen ist die Plattform für Unternehmen
unter www.genderdax.de freigeschaltet. 100 große und 100 mittelständische
Unternehmen können sich dort jetzt präsentieren. Die „üblichen Verdächtigen“
sind auf der Seite schon zu finden: Volkswagen und die Westdeutsche Landesbank,
die für ihre Frauenförderung bekannt sind. Ansonsten ist noch viel Platz: Es
bleibt viel zu tun.
(Kloepfer
2005
http://www.magazine-deutschland.de/issue/Frauen_5-05.php)
3. Aufgabe
A/ Nachträgliche Überlegungen: Ist
dieses Bild für Sie beruhigend und motivierend?
B/ Wie sehen Sie die Situation von Frauen
in Ungarn?
C/ Wie können Frauen die verschiedenen
Rollen im Beruf und im Privatleben bewältigen? Recherchieren Sie im Internet.
Falls Sie einen spannenden Artikel zum Thema gefunden haben, empfehlen Sie ihn
anderen in der Gruppe weiter.
D/ Wie sind die Karrierechancen von
jungen Leuten in den verschiedenen Berufen in Ungarn? |