3) Wie hat sich die Landeskunde
entwickelt?
In der Entwicklung vom
Landeskundeunterricht haben Markus Biechele und Alicia Padros (2003, S. 131) in
Anlehnung an Pauldrach (1992) drei Orientierungen voneinander unterschieden:
1)
Informationsbezogene
oder explizite Landeskunde, wo Daten und Fakten über die
Zielsprachenländer vermittelt werden,
2)
Handlungsbezogene
oder anthropologische Landeskunde, wo vor allem auf Verhaltensweisen,
Einstellungen, Werte und Wertungen der zielsprachlichen Kultur konzentriert
wird, sowie
3)
Sprachbezogene
oder implizite Landeskunde, wo der Lernende dafür sensibilisiert werden
soll, welche kulturelle Dimensionen die zielsprachliche Kommunikation hat.
Eine
andere Möglichkeit die verschiedenen Ansätze, Prioritäten darzustellen, bietet
Pauldrach. Je nach dem, in welchem unterrichtlichen Rahmen Landeskunde
unterrichtet wurde, welche Ziele sie befolgte, wurden verschiedene Inhalte
vermittelt:
Didaktisches
Konzept |
Kognitiver
Ansatz |
Kommunikativer
Ansatz |
Interkultureller
Ansatz |
Didaktischer Ort |
eigenes
Fach/ selbständige Lerneinheit |
im
Fremdsprachen-
unterricht |
im
Fremdsprachen
unterricht |
Übergeordnetes Ziel |
Wissen:
Systematische Kenntnisse über Kultur und Gesellschaft |
Kommunikative Kompetenz: In der Lage sein, sich ohne Missverständnisse
zu verständigen |
Kommunikative und kulturelle Kompetenz: sich und andere besser Verstehen |
Inhalte |
Soziologie
Politik
Wirtschaft
Kultur
Geschichte
LANDESBILD |
Wie
Leute wohnen
Wie Leute sich erholen
Wie Leute miteinander
in Verbindung treten
Wie Leute am Gemeinwesen teilnehmen
Wie Leute sich versorgen
Wie Leute arbeiten/
ihren Lebensunterhalt
sichern
Wie Leute sich bilden
(kulturelle Tradierung)
ALLTAGSKULTUR
GESPRÄCHSTHEMEN |
Alle
Repräsentationen der Zielkultur im Unterricht: Ihre Bedeutung innerhalb
der Zielkultur und für den Lernenden
FREMDVERSTEHEN
KULTURVERSTEHEN |
(Tabelle aus:
Pauldrach 1992,
6.)
Der interkulturelle Ansatz,
den dieses Material befolgen möchte, orientiert sich an der Zielkultur und an
der Ausgangskultur. Dazu sollte man zwei Begriffe klären: Kultur und
Interkulturalität.
4) Was ist Kultur?
In
Wörterbüchern kann man folgende Informationen dazu finden (Auszug):
Kul·tur die; -, -en;
1 nur Sg, Kollekt;
die Dinge und Werte der menschlichen Gesellschaft, die den Menschen vom Tier
unterscheiden, wie Kunst, Wissenschaft, Religion, Sprache usw Natur
<die Entwicklung, Geschichte, Grundlagen, Zukunft der (menschlichen) Kultur>
|| K-: Kulturgeschichte, Kulturgut, Kulturstufe,
Kulturwissenschaft
|| NB: Zivilisation
2 die Stufe oder die Art der
Kultur (1), die ein Volk in einer bestimmten Zeit erreicht hat <eine primitive,
hoch entwickelte Kultur; die östliche, die westliche, die abendländische
Kultur>: die Kultur der alten Inkas
|| K-: Kultursprache, Kulturvolk
3 Kollekt;
die (besonders künstlerischen und wissenschaftlichen) Aufgaben,
Aktivitäten und Produkte, die zu einer Kultur (2) gehören <den Menschen die
Kultur näher bringen, Kultur vermitteln; die Kultur fördern>
|| K-: Kulturabkommen, Kulturattaché, Kulturaustausch,
Kulturbanause, Kulturfonds, Kulturpolitik, Kulturreferent, Kulturveranstaltung
4 nur Sg;
die Bildung eines Menschen, wie sie in seinem Benehmen, Geschmack usw zum
Ausdruck kommt Kultiviertheit < Kultur haben; ein Mensch von Kultur, mit wenig
Kultur; etwas zeugt von Kultur>
5 nur Sg;
die Maßnahmen, die den Boden (für den Anbau von Pflanzen) fruchtbar, geeignet
machen Kultivierung
|| K-: Kulturboden, Kulturlandschaft
(©) 2003 Langenscheidt KG Berlin und
München
Für
den Landeskundeunterricht sollte man den Kulturbegriff differenzierter
beschreiben:
„Kultur ist ein universelles,
für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber sehr typisches
Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen
gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflußt das
Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert
somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem
strukturiert ein für die sich der Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen
spezifisches Handlungsfeld und schafft damit die Voraussetzung zur Entwicklung
eigenständiger Formen der Umweltbewältigung....
Zentrale Merkmale des
kulturspezifischen Orientierungssystems lassen sich als sogenannte
‚Kulturstandards’ definieren. Unter Kulturstandards werden alle Arten des
Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns verstanden, die von der Mehrzahl der
Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und andere als normal,
selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden. Eigenes und
fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards beurteilt und
reguliert....“
(Thomas 1993, 380-381).
Aus dem obigen Kulturbegriff lässt sich das
Wesen der Interkulturalität ableiten. Der interkulturelle Ansatz möchte
erreichen, dass der Lernprozess durch Wahrnehmung verschiedener
kulturspezifischer Aspekte erfolgt.
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