Mit PISA informiert die OECD (Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ihre Mitgliedstaaten über
Stärken und Schwächen der Bildungssysteme. PISA untersucht, wie gut die jungen
Menschen auf Herausforderungen der Wissensgesellschaft vorbereitet sind.
Die Erhebungen werden mit einem abgestimmten Testprogramm in einem Abstand
von drei Jahren durchgeführt. Die erste PISA-Erhebung fand im Jahr 2000 statt,
die zweite, über die hier berichtet wird, im Jahr 2003. Die nächste Erhebung
folgt im Jahr 2006.
PISA untersucht die Kompetenzen von fünfzehnjährigen Schülerinnen und
Schülern in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. In jeder
Erhebungsrunde wird jeweils eine Domäne als Schwerpunktgebiet vertieft
analysiert. In PISA 2000 stand die Lesekompetenz im Zentrum, in PISA 2003 ist
es die Mathematik. Zusätzlich werden fächerübergreifende Kompetenzen erhoben:
PISA 2003 untersucht die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Erhebungen zu
Lernstrategien, Lernmotivation und zur Vertrautheit mit
Informationstechnologien ergänzen diesen Bereich.
PISA befragt darüber hinaus die Schülerinnen und Schüler über ihre
Wahrnehmung von Schule und Unterricht sowie
über Merkmale der familiären Umgebung. Auf diese Weise kann analysiert werden,
inwieweit Merkmale der sozialen und kulturellen Herkunft mit Unterschieden in
der Kompetenz verbunden sind. Über die Befragung der Schulleitungen gewinnt
PISA Informationen über Unterschiede zwischen Schulen, etwa im Hinblick auf
Ressourcen, Aktivitäten oder Aspekte eines lernförderlichen Schulklimas.
An PISA 2003 beteiligten sich 41 Staaten
(30 OECD-Staaten und 11 Partnerländer). International wurden ca. 250 000
Schülerinnen und Schüler getestet. In Deutschland nahmen 216 Schulen und 4660
Schülerinnen und Schüler an den Erhebungen zum internationalen Vergleich teil.
Die teilnehmenden Schulen und die Schülerinnen und Schüler wurden mit einem
Zufallsverfahren für den Test ausgewählt.
Die Durchführung von PISA 2003 in Deutschland erfolgte im Auftrag der
Kultusministerkonferenz nach einer Ausschreibung. Das PISA-Konsortium
Deutschland unter Federführung des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der
Naturwissenschaften übernahm das nationale Projektmanagement, die nationale Auswertung und die
Berichterstellung.
Die Kompetenzen der Jugendlichen in Deutschland im internationalen Vergleich
Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler
aus Deutschland liegen 2003 in den drei Kompetenzbereichen Mathematik, Lesen
und Naturwissenschaften im internationalen
Durchschnittsbereich, der für die OECD-Staaten errechnet wird. Der
Mittelwert Deutschlands für die fächerübergreifende Kompetenz Problemlösen
befindet sich signifikant über dem OECD-Durchschnitt.
In der Gesamtskala Mathematik erreicht Deutschland einen
Mittelwert von 503 Punkten (OECD-Durchschnitt: 500 Punkte). Das Mittelfeld
erstreckt sich von Österreich (506 Punkte) bis Norwegen (495 Punkte). Die
Spitzengruppe der OECD-Staaten bilden Finnland (544 Punkte), Korea (542 Punkte)
und die Niederlande (538 Punkte). Die Jungen erreichen in Deutschland im Mittel
einen höheren Kompetenzwert als die Mädchen (Differenz 9 Punkte; international:
11 Punkte). Für das Schwerpunktgebiet Mathematik wurden vier Teilskalen
gebildet, die mathematische Inhaltsgebiete im Sinne „Übergreifender Ideen“
erfassen. Die Gebiete „Quantität“, „Veränderung und Beziehungen“, „Raum und
Form“ sowie „Unsicherheit“ weisen einige Beziehungen zu den herkömmlichen
Stoffgebieten der Schulmathematik (Arithmetik, Algebra, Geometrie und
Stochastik) auf, entsprechen diesen jedoch nicht.
Die Mittelwerte, die Deutschland auf diesen
Teilskalen mathematischer Kompetenz erreicht,
liegen für die Bereiche
-
„Quantität“ mit 514 Punkten signifikant über dem
OECD-Durchschnitt,
-
„Veränderung und Beziehungen“ mit 507 Punkten im
OECD-Durchschnitt,
-
„Raum und Form“ mit 500 Punkten im OECD-Durchschnitt,
-
„Unsicherheit“ mit 493 Punkten im OECD-Durchschnitt.
Die Befunde lassen für Deutschland relative
Stärken und Schwächen der mathematischen Kompetenz bezogen auf Inhaltsgebiete
erkennen.
Im Bereich der Lesekompetenz in PISA 2003
beträgt der Mittelwert für Deutschland 491 Punkte; der internationale Durchschnitt
liegt bei 494 Punkten. Als Bezugspunkt für die Normierung dienten die in PISA
2000 erreichten Testleistungen. Der internationale Mittelwert hat sich aufgrund
einer veränderten Länderzusammensetzung und Leistungsabnahmen in einigen
OECD-Staaten gegenüber 2000 verringert. Das Durchschnittsfeld reicht in PISA
2003 von Norwegen (500 Punkte) bis zur Tschechischen Republik (489 Punkte). An
der Spitze der OECD-Staaten befinden sich Finnland (543 Punkte), Korea (534
Punkte) und Kanada (528 Punkte). In Deutschland übertrifft die Lesekompetenz
der Mädchen die der Jungen (Differenz 42 Punkte; international: 34 Punkte).
Die Ergebnisse zur naturwissenschaftlichen
Kompetenz in PISA 2003 wurden am Test aus der ersten Erhebungsrunde normiert.
Der OECD-Mittelwert beträgt 2003 ebenfalls 500 Punkte; die Schülerinnen und
Schüler in Deutschland erreichen 502 Punkte. Sie liegen damit in einem Mittelfeld, das von Schweden (506 Punkte) bis zur
Slowakischen Republik (495 Punkte) reicht. An der Spitze der OECD-Staaten
befinden sich Finnland (548 Punkte), Japan (548 Punkte) und Korea (538 Punkte).
Der Differenzwert zwischen Jungen und Mädchen in der naturwissenschaftlichen
Kompetenz beträgt in Deutschland 6 Punkte zugunsten der Jungen (international:
6 Punkte) und ist statistisch nicht signifikant.
Im Bereich Problemlösen liegen die
Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland mit 513 Punkten
signifikant über dem OECD-Mittelwert (500 Punkte). Nur sechs OECD-Staaten
schneiden signifikant besser ab als Deutschland. In der OECD-Spitzengruppe sind
Korea (550 Punkte), Finnland (548 Punkte) und Japan (547 Punkte) vertreten. Die
Punktwerte der Mädchen in Deutschland liegen im Mittel 6 Punkte (international
2 Punkte) über denen der Jungen (nicht signifikant).
Der bei PISA 2003 verwendete Test misst mit
dem analytischen Problemlösen Fähigkeiten, die ebenfalls in den anderen
Kompetenzbereichen eine wichtige Rolle spielen. Die mathematische Kompetenz und
die Problemlösekompetenz hängen sehr stark zusammen (latente Korrelation r =
0.89). Bemerkenswert ist deshalb, dass die Schülerinnen und Schüler in
Deutschland im Problemlösen deutlich bessere Leistungen erreichen als in der
Mathematik.
Verteilung auf Kompetenzstufen
Die Streuung der Leistungen in den
Kompetenzbereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften (nicht jedoch in
der Problemlösekompetenz) ist im internationalen Vergleich relativ hoch.
Die Zuordnung von Schülerinnen und Schülern
zu Kompetenzstufen hilft, die Anteile im Spitzenfeld oder im unteren
Leistungsbereich zu identifizieren. Für Schülerinnen und Schüler, die in den
Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften auf bzw. unter der ersten
Kompetenzstufe eingeordnet werden, sind die Prognosen für das weitere Lernen
bzw. für eine berufliche Ausbildung ungünstig.
Im Bereich Mathematik liegen in Deutschland
9,2 Prozent der Jugendlichen unter der ersten Kompetenzstufe. Zusammen mit den
Schülerinnen und Schülern auf der ersten Kompetenzstufe umfasst die sogenannte
Risikogruppe in Deutschland 21,6 Prozent der Fünfzehnjährigen (im OECD-Mittel
21,4 Prozent). Die sechste und höchste Stufe mathematischer Kompetenz erreichen
in Deutschland 4,1 Prozent, international 4,0 Prozent der Schülerinnen und
Schüler.
Im Bereich Lesen beträgt der Anteil von
Jugendlichen auf bzw. unter der ersten Kompetenzstufe in Deutschland 22,3
Prozent gegenüber einem Anteil von 19,1 Prozent im OECD-Durchschnitt. Der
fünften und höchsten Stufe der Lesekompetenz zugeordnet sind 9,6 Prozent der
Fünfzehnjährigen in Deutschland gegenüber 8,3 Prozent im OECD-Durchschnitt. Für
den Bereich Naturwissenschaften wurden international bisher keine
Kompetenzstufen gebildet. Dennoch sind die Anteile der Schülerinnen und Schüler
im oberen und unteren Leistungsbereich identifizierbar. Das untere Viertel der
Leistungsverteilung in Deutschland erreicht im internationalen Vergleich
relativ niedrige Kompetenzwerte. Bei einer Zuordnung der Schülerinnen und
Schüler zu (nur für Deutschland errechneten) Kompetenzstufen liegt der Anteil
auf bzw. unter der ersten Kompetenzstufe bei 23,6 Prozent. Der Anteil an
Schülerinnen und Schülern mit sehr guten Naturwissenschaftsleistungen in
Deutschland unterscheidet sich nicht vom internationalen Durchschnitt.
Im Bereich Problemlösen wurden
international drei Kompetenzstufen unterschieden. Der Anteil von Schülerinnen
und Schülern, der unterhalb der ersten Kompetenzstufe eingeordnet werden muss,
beträgt in Deutschland 14,1 Prozent, gegenüber einem internationalen
Durchschnitt von 17,3 Prozent. Auf der höchsten Kompetenzstufe liegen in Deutschland
21,8 Prozent der Fünfzehnjährigen, international 17,3 Prozent.
Veränderungen in der Kompetenz von 2000 zu
2003
Da über die verschiedenen Erhebungsrunden
gleiche Aufgaben verwendet werden, kann bei PISA 2003 überprüft werden, ob sich
die Kompetenzen der Fünfzehnjährigen seit PISA 2000 verändert haben.
Im Bereich der mathematischen Kompetenz kann dieser Vergleich nur
für die beiden Teilskalen „Veränderung und Beziehungen“ und „Raum und Form“
vorgenommen werden, die zu beiden Zeitpunkten getestet wurden.
Die bei PISA 2003 in Deutschland getesteten Schülerinnen und
Schüler erreichen in der Teilskala „Veränderung und Beziehungen“ 507 Punkte,
gegenüber 485 Punkten in PISA 2000. Dieser Zuwachs von 22 Punkten ist
statistisch signifikant. Der Zuwachs von 14 Punkten im Bereich „Raum und Form“
lässt sich statistisch dagegen nicht zufallskritisch absichern.
Im Bereich der Lesekompetenz liegt der
Mittelwert für Deutschland 2003 bei 491 Punkten, gegenüber 484 Punkten in
PISA 2000. Dieser Unterschied ist
statistisch nicht signifikant.
Die Jugendlichen in Deutschland erreichen
2003 beim Test der naturwissenschaftlichen Kompetenz 502 Punkte. Der Zuwachs im
Vergleich zu 487 Punkten bei PISA 2000 ist statistisch signifikant.
International sind für den Teilbereich „Raum und Form“ in vier
OECD-Staaten signifikante Zunahmen, in sechs Staaten Abnahmen zu verzeichnen.
Zunahmen für den Bereich „Veränderung und Beziehungen“ sind in zehn Staaten
abzusichern. Eine signifikante Zunahme der Lesekompetenz konnte nur für einen
Staat beobacht werden, signifikante Abnahmen hingegen für sieben Staaten. In
neun Staaten sind signifikante Anstiege der naturwissenschaftlichen Kompetenz
abzusichern, in fünf Staaten ergeben sich signifikante Abnahmen.
Soziale Herkunft, Bildungsbeteiligung und Kompetenz
Die Unterschiede in der sozioökonomischen
und soziokulturellen Herkunft sind international wie auch in Deutschland mit
Unterschieden in der mathematischen Kompetenz (wie auch Lese- und
naturwissenschaftlichen Kompetenz) verknüpft. Nimmt man den höchsten
Berufsstatus in der Familie als Bezugspunkt und betrachtet in Deutschland das
obere Viertel der Verteilung der Jugendlichen, dann beträgt der
Kompetenzunterschied gegenüber dem unteren Viertel der Statusverteilung 102
Punkte (im internationalen Durchschnitt 92 Punkte).
Der bei PISA verwendete Index für den ökonomischen, sozialen und
kulturellen Status (ESCS) ist in Deutschland – wie auch in den anderen
OECD-Staaten – mit der mathematischen Kompetenz verbunden. Diese Kopplung ist in
Deutschland – ausgedrückt über die Steigung des sozialen Gradienten (47 Punkte
vs. 42 Punkte international) bzw. den Anteil der erklärten Varianz, der den
exakteren Indikator darstellt (22,8 Prozent vs. 16,8 Prozent international) –
relativ eng. Für einige Staaten (Ungarn, Belgien) belegt PISA 2003 eine noch
stärkere Kopplung als in Deutschland.
Für Deutschland zeichnet sich auch in PISA
2003 ab, dass die besuchte Schulform für die Entwicklung mathematischer
Kompetenz bedeutsam ist. Allerdings sind die Chancen für Jugendliche aus
unterschiedlichen sozialen Schichten, ein Gymnasium zu besuchen, ungleich
verteilt. Dies gilt auch dann, wenn die gemessenen Grundfähigkeiten und die
getestete mathematische Kompetenz statistisch kontrolliert werden.
Die soziokulturelle Herkunft im Sinne eines
Migrationshintergrundes ist in Deutschland eng mit der sozioökonomischen Lage
der Familie verbunden. Jugendliche mit Migrationshintergrund erreichen in
Deutschland und in anderen Staaten mit einer vergleichbaren
Einwanderungssituation im Durchschnitt ein niedrigeres Niveau mathematischer
Kompetenz gegenüber Jugendlichen, deren Eltern in Deutschland geboren wurden.
Auffällig ist der Befund für Deutschland, dass Jugendliche aus zugewanderten Familien (Jugendliche und beide Eltern
sind im Ausland geboren) eine höhere mathematische Kompetenz erreichen,
gegenüber Jugendlichen der ersten Generation (Jugendliche sind in Deutschland
geboren, ihre Eltern aber im Ausland). Die Stichprobenerweiterung für den
Vergleich der Länder in Deutschland, die auch mit einem versampling von
Jugendlichen mit Migrationshintergrund verbunden ist, wird hierzu
differenzierte Analysen nach Herkunftsländern sowie sozialen und kulturellen
Lagen ermöglichen.
Erkenntnisse aus PISA 2003
Der Vergleich der PISA-Befunde aus 2000 und
2003 zeigt, dass sich die Bildungsergebnisse für Deutschland in keiner Weise
verschlechtert haben. Im Bereich Lesekompetenz kann von einer Stabilisierung
gesprochen werden, in Teilbereichen der mathematischen Kompetenz und in der
naturwissenschaftlichen Kompetenz sind signifikante Zuwächse zu beobachten. Die
im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Kompetenzwerte im
Problemlösen lassen ein kognitives Potential der Jugendlichen in Deutschland
erkennen, das nur zum Teil in fachbezogenes Wissen und Verständnis umgesetzt
wurde. Die im Problemlösen erzielten Leistungen können als eine Bezugsgröße für
Entwicklungsmöglichkeiten der Kompetenz in der Mathematik und in den
Naturwissenschaften verstanden werden.
Die in PISA 2003 erfassten Kompetenzen und
Verbesserungen in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften können vor
dem Hintergrund einer seit 1997 durch TIMSS bekannten Problemlage und den
darauf folgenden Bemühungen, den Unterricht in diesen Fächern weiter zu
entwickeln, betrachtet werden. Wie unzureichend die Lesekompetenz in
Deutschland entwickelt ist, wurde erst Ende 2001 mit der Veröffentlichung der
ersten PISA-Erhebung offensichtlich. Für den Zeitraum bis zur Erhebung 2003
lassen sich keine substantiellen Verbesserungen der Lesekompetenz absichern.
Einer systematischen Förderung der Lesekompetenz kommt somit weiterhin in
Deutschland eine herausragende Bedeutung zu.
Die Streuung der Kompetenzwerte ist nach
wie vor in allen Bereichen hoch. Bemerkenswert ist, dass die
Kompetenzverbesserungen nicht gleichmäßig über das gesamte Leistungsspektrum
verteilt sind. Die stärksten Zuwächse sind in den Gymnasien zu verzeichnen,
dort bei den Schülerinnen und Schülern der unteren Leistungsverteilung. Während
auch für die Realschulen und die Integrierten Gesamtschulen in einigen
Bereichen bedeutsame Zuwächse beobachtet werden können, sind die
Kompetenzzuwächse in den Hauptschulen gering und statistisch nicht signifikant.
Auch die Anteile von Schülerinnen und Schülern unter oder auf der ersten
Kompetenzstufe sind im Hinblick auf die individuellen wie die
gesellschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten in Deutschland in allen Bereichen
zu hoch. Damit bleibt als zentrale Herausforderung, den derzeitigen Anteil von
Schülerinnen und Schülern mit einer Risikoprognose für ihre weitere
Schullaufbahn und ihr Berufsleben deutlich zu verringern. Eine entsprechend
verstärkte Förderung kann jedoch nicht zu Lasten weiterer Bemühungen um die
Entwicklung der Kompetenzen im oberen Leistungsbereich erfolgen.
Die Förderung leistungsschwacher
Schülerinnen und Schüler steht in einem Zusammenhang mit dem Problem der
Kopplung von Merkmalen der sozialen Herkunft und Kompetenzunterschieden. Die
für Deutschland beobachtete enge Kopplung beschreibt nicht nur ein Problem der
Chancengerechtigkeit, sondern auch eines der Entwicklung von kognitiven
Ressourcen und der Förderung von Talenten. Nach wie vor hängen die Chancen für
einen Besuch des Gymnasiums nicht nur von der (bei PISA über den Test
gemessenen) Lese- oder Mathematikkompetenz ab, sondern auch von der sozialen
Herkunft. Besondere Aufmerksamkeit verlangt die Förderung von Schülerinnen und
Schülern, die selbst bzw. deren Eltern nicht in Deutschland geboren sind. Auch
für den Zusammenhang von Merkmalen der sozialen Herkunft mit Kompetenzunterschieden
zeigt der internationale Vergleich, dass eine Lockerung des Zusammenhangs
keineswegs durch Leistungseinbußen erkauft werden muss.
Insgesamt zeigen die Befunde aus PISA 2003,
dass in Deutschland seit TIMSS und PISA 2000 Veränderungen in Gang gekommen
sind, die sich in Kompetenzverbesserungen niedergeschlagen haben. Die Befunde
ermutigen, die Bemühungen um eine Verbesserung der Professionalität und
Qualität von Unterricht und Schule fortzusetzen, konzeptionell weiter zu
entwickeln und auf andere Kompetenzbereiche zu übertragen. Die Befunde zeigen
aber auch einen unveränderten Bedarf an Konzeptionen, Maßnahmen und
zusätzlichen Anstrengungen, um die große Streuung der Leistungen zu reduzieren,
alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, und jungen Menschen
unabhängig von Geschlecht und sozialer Herkunft gerechte
Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.
Homepage: http://pisa.ipn.uni-kiel.de
(http://pisa.ipn.uni-kiel.de/Kurzfassung_PISA_2003.pdf)