3. Aufgabe
Im Internet, auf der Homepage von
der Uni Linz (http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at) steht eine Textsammlung zu
Lehr- und Dokumentationszwecken. Hier können Sie u.a. den Vortrag von Prof. Dr.
Bernd Rüschoff mit dem Titel „Neue Formen des Lernens und der Kommunikation per
Datenautobahn und Informationstechnologie” lesen. Vor dem Lesen besprechen Sie,
was Sie bereits und in welchem Kontext über Konstruktivismus gelernt haben.
Studieren Sie den Text. Wie ist er aufgebaut?
Formulieren Sie einige Untertitel zu den einzelnen thematischen Einheiten.
Überprüfen Sie auch die Rolle der Hervorhebungen und der Zitate.
Fassen Sie die wichtigsten Thesen/Gedanken zusammen und diskutieren Sie in der
Gruppe, inwieweit sie heute in Ungarn relevant seien.
Neue Formen des Lernens und der Kommunikation per Datenautobahn und
Informationstechnologie –
Gedanken zum Reformbedarf der Schule für das 21.
Jahrhundert
von Prof. Dr. Bernd Rüschoff, PH Karlsruhe
gehalten am 11. Dezember 1996 auf dem Kongreß „Infoflut und Datenmeer“ der
Landesbildstelle Württemberg
Alle Institutionen, in
welchen Menschen zusammenkommen, um zu lernen, stehen seit geraumer Zeit unter
einem enormen Druck; man will sie reformieren, weiß aber nicht wie. Auch ist man
mit der Schule in ihrer heutigen Form nicht mehr zufrieden, man wünscht sich
eine Schule, die wirklich auf das Arbeitsleben von heute und morgen und nicht
auf das von gestern vorbereitet. Nun könnte man anmerken, daß dies eigentlich
ein Dauerzustand sei, daß die Gesellschaft nie mit der Schule zufrieden gewesen
sei, daß sich Schule immer in einer Krise befunden habe. Man könnte auch sagen,
daß Schule natürlicherweise den gesellschaftlichen Entwicklungen hinterherhinken
müsse, weil sie als Institution immer nur solches Wissen vermitteln könne,
welches sich nach einem längeren Prozeß als Grundlagenwissen etabliert hat. Man
könnte noch weiter gehen und sagen, daß es gerade die beständige Krisensituation
und die ständige fruchtbare Spannung gewesen seien, die dazu geführt haben, daß
es der Schule immer wieder gelungen sei, sich zu reformieren. Dies mag alles
wohl so sein, allerdings scheint es dieses Mal für die Schule nicht mehr so
leicht möglich zu sein, aus der Krise, die die Gesellschaft wieder einmal
diagnostiziert hat, herauszukommen. Zu viele Faktoren sind zusammengekommen und
haben die jetzige Krise ausgelöst: der ungeheure Wissenszuwachs, zum Beispiel,
mit dem die Gesellschaft konfrontiert ist, der mit einer bisher nicht gekannten
Rasanz vor sich geht und dazu geführt hat, daß die Verfallszeit, der das in der
Schule erworbene Wissen ausgesetzt ist, sich potenziert hat. Und gerade die
Neuen Technologien mit ihren neuen und global wirkenden Zugängen zu Wissen und
neuen Möglichkeiten zur Verarbeitung und Aufbereitung von Wissen durch den
Menschen werden ja vielfach als Auslöser der heutigen (Bildungs)Krise und
zugleich als Mittel zu deren Lösung gesehen.
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Daß sich die Schule den
Herausforderungen einer neuen, durch technologische Entwicklungen geprägten
Umwelt stellen muß, haben inzwischen auch die für die Schulen zuständigen
Minister gemerkt. Wenn man z.B. den Beitrag des derzeitigen hessischen
Kultusministers Holzapfel in der Ausgabe 11/96 des Spiegel Spezial liest,
so finden sich dort so bemerkenswerte Sätze wie „wir sollten diskutieren, ob
unsere Organisation von Schule überhaupt noch in die Informationsgesellschaft
paßt“ oder „das Grundmuster der heutigen Arbeitsorganisation ist Kommunikation
und Teamarbeit. Die Schule muß ihre Absolventen darauf vorbereiten, indem sie
diese Prinzipien selbst zeigt und vorlebt.“ Die so oft apostrophierte Krise der
Schule ist in ihrer jetzigen Form nicht eine Krise, der man evolutionär begegnen
kann, es ist eine Krise, die man nur revolutionär einer Lösung zuführen kann. Es
geht nicht mehr um halbherzige methodische Veränderungen, es geht um einen
paradigmatischen Wandel, den Wandel von einer Schule, in der Wissen durch
Instruktion vermittelt wird, zu einer Schule, in welcher Lernende bei ihren
eigenen
selbständigen Wissenskonstruktionsprozessen gefördert werden, also einer
konstruktivistisch ausgerichteten Schule. Peter Struck bezeichnet diesen Wandel
im Untertitel seines neuesten Buches als einen Wandel „von der Belehrungsanstalt
zur Lernwerkstatt“. Auch ich bin der Meinung, daß eine nach solchen
Grundgedanken funktionierende Schule als Haus des Lernens, in dem für Lernende
Strategien und Handlungskompetenzen für eine kontinuierliche Auseinandersetzung
mit und Aufbereitung von Wissen erfahrbar und erwerbbar sind, diese auf die
Lebens- und Arbeitswelt von morgen besser vorbereitet als die von Struck
kritisierte Belehrungsanstalt herkömmlichen Zuschnitts.
Natürlich ist die Schule von heute auch in andere Traditionen eingebunden, in
Traditionen, die sich in den unterschiedlichen Gesellschaften verschieden
manifestieren. Ein Vergleich mit den Schulsystemen der uns umgebenden Länder
zeigt z.B., daß Lernorganisation ganz unterschiedliche Formen, daß aber auch
Wissensvermittlung unterschiedlichen Methoden unterworfen werden kann. Wenn man
sich die Geschichte der Pädagogik etwas näher anschaut, dann wird man auch
gewahr, daß neben der Instruktion schon immer eine Reihe anderer Lehr- und
Lernprinzipien erprobt wurden, die sich grundsätzlich von ihr unterscheiden,
sich aber in der Institution Schule nicht durchsetzen konnten. Um sich zu
reformieren, muß sich die Schule auf diese – ihre anderen – Traditionen besinnen,
sie darf nicht verhaftet bleiben in der Tradition der Instruktion. Eine
revolutionäre Veränderung von Schule bedeutet nicht, daß sie ganz aus ihren
Traditionen heraustreten muß, sie muß sich stärker den Traditionen zuwenden, die
sie bisher vernachlässigt hat. Diese anderen Traditionen erfahren nun eine
lernpsychologische Unterfütterung, die ihnen bisher fehlte, und sie erhalten
durch die Neuen Technologien Möglichkeiten der Realisierung, die bisher nicht
vorhanden waren.
In diesem Sinne verstehe
ich die Rolle der Neuen Technologien für die Schule des 21. Jahrhunderts als die
eines Elements der Bereicherung der Lernwelt von morgen.
Sollen die Technologien aber wirklich in den mit der hier abgebildeten Graphik
ausgewiesenen Bereichen Veränderungen bewirken und auch die Didaktik und
Methodik der Zukunft positiv beeinflussen, so dürfen technologiegestützte
Lernmaterialien ebenfalls nicht einfach Instruktionskonzepte traditioneller
Mediennutzung übernehmen, sondern müssen als kognitive Werkzeuge auf ähnlich Art
und Weise in Lernprozesse eingebracht werden, wie sie auch in der Arbeitswelt
genutzt werden. Die Nutzung Neuer Technologien zur Kommunikation, zur
Informations- und Wissensaufbereitung und -verarbeitung in Lehr- und
Lernprozessen könnte dann zu einer wirklichen Erneuerung von Lernen bis hin zu
neuen Organisationsmodellen für den Unterricht beitragen. Was die Rolle der
Lernenden betrifft, so müssen diesen Wege eröffnet werden, über die sie nicht
einfach aus teilweise rezeptiv konditionierten Erwartungshaltungen heraus als
Empfänger von Instruktion reagieren, sondern als selbständig handelnde und
eigenverantwortlich entdeckende und experimentierende „Forscher“ bewußt agieren.
Und zur Lehrerrolle führte Harmer für das (Sprachen)lernen aus: „As teachers we
should be prepared to use a variety of techniques to help our students learn and
acquire [competence]. Sometimes this involves teaching ... rules; sometimes it
paradigmatischen Wandel, den Wandel von einer Schule, in der Wissen durch
Instruktion vermittelt wird, zu einer Schule, in welcher Lernende bei ihren
eigenen means allowing students to discover the rules for themselves.”(Harmer,
1991: 23) LehrerInnen werden also zu Moderatoren, die Lernenden bei der
Handhabung einer offenen Lernumgebung helfend zur Seite stehen und mit diesen
zusammenarbeiten. Gleichzeitig erscheint ein Mehr an Aufgabenstellungen und
Lerneraktivitäten im Sinne eines discovery based
learning oder besser einer research driven acquisition erscheint für
das Lernen in der Schule von morgen dringend notwendig.
Zum lerntheoretischen Hintergrund
Will man das Ensemble der vielfältigen zur Zeit in der Diskussion stehenden
lern- und erkenntnistheoretischen Ansätze von ihren zwei Polen her beschreiben,
so lassen sich herkömmliche Modelle unter dem Stichwort objektivistisch
polarisieren, während neuere theoretische Grundlagen als konstruktivistisch zu
bezeichnen sind. Traditionelle objektivistische Modelle gehen davon aus, daß ein
Lerngegenstand aus konkret faßbaren, objektiv existierenden und
didaktisch-methodisch strukturierbaren Inhalten besteht. Diese Lerninhalte
werden dann auf behaviouristische, auf programmiert-instruktivistische oder auf
traditionell kognitive Weise in Lernschritten organisiert und zu Lehr- und
Lernmaterialien aufbereitet. Grundsätzlich gehen alle objektivistischen Ansätze
davon aus, daß Wissen über Instruktion vermittelt oder über kognitive
Erwerbsprozesse erworben werden kann. Obwohl kognitive Lernmodelle irgendwo in
der Mitte zwischen dem objektivistischen und dem konstruktivistischen Pol
anzusiedeln sind, sehen auch diese den Menschen noch viel zu sehr „in seiner
Eigenschaft als informationsverarbeitendes System ...“ (Strube et al., 1990:
115) Lernen wird als Assimilation von objektiv nachvollziehbaren Gegebenheiten
gesehen. Die Realität und daraus hergeleitete Lerninhalte werden von
Lehrmitteldesignern vorinterpretiert und den Lernenden zur Erarbeitung
vorgesetzt. „Learners are told about the world and are expected to replicate ist
content and structure in their thinking.“ (Jonassen, 1991: 29) Aus diesem Grunde
dominiert in der Mehrzahl der bisher auf dem Markt befindlichen
technologiegestützten Lehr- und Lernsysteme ein klar instruktivistisches
Paradigma.
Mittlerweile zeichnet sich in der lern- und erkenntnistheoretischen Diskussion
ein Ansatz ab, der einerseits das mentale Potential des Menschen zur
eigenverantworteten Informationerarbeitung anerkennt, und der eine wirklich
grundlegende Erneuerung gerade in der Diskussion um das Nutzungspotential der
Neuen Technologien für die Bildung bewirken könnte. Es handelt sich dabei um den
Konstruktivismus, dessen Grundlagen und verschiedene Ausprägungen sowie
Auswirkungen auf den lerntheoretischen Hintergrund des Lernens hier kurz
skizziert werden sollen. Im Gegensatz zum Übergang von behaviouristischen zu
traditionell-kognitiven bzw. kognitivistischen Ansätzen, bei denen die objektive
Erfaßbarkeit von Realität und somit von Lerninhalten nicht grundlegend in Frage
gestellt wurden, geht der Konstruktivismus davon aus, daß jegliche Realität das
Ergebnis individueller und subjektiver mentaler Konstruktionen ist. Jonassen
charakterisiert die Realitätsfindung im Lernprozeß auf der Grundlage bisheriger
lerntheoretischer Grundlagen der Mediendidaktik im Sinne einer „externally
mediated reality“. Diesen Ansätzen stellt er insgesamt den
Konstruktivismus gegenüber, für den nach seiner Auffassung das Prinzip einer „internally
mediated reality“ gilt. (vgl. Jonassen, 1991: 28)
Die Organisation von Lernen auf konstruktivistischer Grundlage akzeptiert, daß
Lernende sich Wissen eigenständig auf der Grundlage von individualistischen
Wissenskonstruktionen erwerben, bei denen bisherige Erfahrungen und neue
Informationen zusammenwirken. „... constructivists recommend that we help [learners]
to construct meaningful and conceptually functional representations of the
external world.“ (Jonassen, 1991: 29) Es muß aber darauf verwiesen werden, daß
in der jüngeren Vergangenheit diskutierte Verfahren handelnd-entdeckenden
Lernens und die beispielsweise von Piaget vorgeschlagenen Lernparadigma schon
deutlich konstruktivistische Züge tragen. Auch Schwarz betont, daß
Wissenverarbeitung „... in der konstruktivistischen Rezeptionstheorie nicht
bloße Analyse der im Input enthaltenen Informationen [ist], sondern aktive
Konstruktion einer mentalen Repräsentation, ...“ (Schwarz, 1992:148)
Für das Lernen bedeutet dies aber nicht nur die Notwendigkeit einer Hinwendung
zu mehr handelnden, entdeckenden und lernerzentrierten Arbeits- und Lernformen.
Jonassen (1991) schlägt für die Beschreibung eines
ganzheitlich-konstruktivistischen Lernprozesses weitere Aspekte vor, auf die ich
mich hier beziehe. Grundlage eines konstruktivistischen Lernszenarios ist in
jedem Fall die Wissenskonstruktion; Lernen und Lernaufgaben müssen so definiert
werden, daß intellektuelle Prozesse, eine Art „high order thinking“ und die von
Gagné beschriebenen kognitiven Strategien greifen können. Des weiteren sind
Experiment und Erfahrung wichtige Charakteristika konstruktivistischen
Wissenserwerbs, wodurch insbesondere auch die metakognitive Lernbewußtheit
gefördert wird. Eigenverantwortetes Experimentieren unter Einbeziehung
bisherigen Wissens und bereits gemachter Erfahrungen führen auch meiner Meinung
nach zu besserem Lernen. Konstruktivistisches Lernen setzt einen reichen
Lernkontext voraus und Lernen sollte somit immer aus einem Kontext und dessen
Lernrelevanz und Echtheit motiviert werden. Dabei spielen multimodales und
multiperspektivisches Lernen eine besondere Rolle. Schließlich betont Jonassen
die Bedeutung von gemeinschaftlich durchgeführten Wissenkonstruktionen; er
bezeichnet dies als „socially-constructed (negotiated) meaning.“ (Jonassen,
1991: 31) All dies sind Konzeptionen, deren Umsetzung über eine durch
technologiegestützte Werkzeuge bereicherte Lernumgebung realistischer erscheint
als über traditionelle Lernsoftware nach dem Modell des Computer Based Instruction.
Und ein solches Lernumfeld wird ja gerade durch die Neuen Technologien
verstärkt ermöglicht, wenn diese in ihrer ursprünglichen Rolle als Werkzeuge bzw.
„Denkzeuge“ (im Sinne von Klaus Haefner) in Lernprozesse integriert werden.
Wendt betont bei aller Skepsis gegenüber dem PC ja auch, daß „Medienangebote ...
als bevorzugte ‚Anlässe’ für die Konstruktion von Sinn und Bedeutung, für die
Überprüfung bereits vorhandener Wirklichkeitskonstruktionen ... gelten“ können.
(Wendt, 1996: 10)
Wie bereits angeführt,
sind es solche Werkzeuge, die verändertes Lernen und neue Lernformen in vielen
Fällen überhaupt erst möglich machen. Gerade hier bieten technologiegestützte
Werkzeuge eine hervorragende Grundlage, die bisher skizzierten Annahmen in
Aufgabenstellungen umzuwandeln, deren Wirksamkeit zu verifizieren. Lernende
können bei der Arbeit mit digitalen Werkzeugen und entsprechend gestalteten (auch
authentischen) Multimedia-Materialien Hypothesen direkt überprüfen; zusätzlich
finden sie Unterstützung bei der Umsetzung so wichtiger Strategien wie das
Selektieren, Evaluieren, Inferieren und das Elaborieren, um nur einige der
vielen für die Zukunft relevanten Kulturtechniken und Kompetenzen zu nennen.
Dabei geht es um
folgende Schlüsselbegriffe: Inhalts- und aufgabenbezogenes Lernen betont die
wachsende Bedeutung aktueller und aktuellster, vor allem aber authentischer
Materialien für das Lernen, welches auch über innovative Aufgabenstellungen mit
mehr Authentizität bereichert wird.
Lernen an und aus echten Inhalten im
Kontext authentischer Lernszenarien ist also von besonderer Bedeutung. Eine
prozeßorientierte Didaktik geht deshalb davon aus, daß Aktivitäten und
Aufgabenstellungen im Unterricht an die natürlichen Erwerbsprozesse und Prozesse
der Wissenskonstruktion anknüpfen und diese fördern sollten. Lernen wird als
Prozeß der Informationsverarbeitung, -erarbeitung und -aufbereitung verstanden,
wobei über die Interaktion zwischen bereits Gewußtem und unbekannten
Informationen neues Wissen erworben wird. Kompetenz und Wissen werden so
gefördert, aber auch Lernprozesse selbst werden auf diese Weise erfahrbar
gemacht und somit auch Lernen gelernt. In diesem Sinne stimmen wir Puchta und
Schratz zu, die feststellen: „...Kenntniserwerb [ist] ... weniger an die bloße
Wahrnehmungsfähigkeit als an praktische Handlungen gebunden, die durch
grundlegende intellektuelle Operationen und Verlaufsqualitäten in der
Lerntätigkeit ausgelöst werden.” (Puchta & Schratz, 1984, 44)
Ein weiterer Begriff ist
die Notwendigkeit handlungsorientierten Lernens in Form von Projekten.
Für einen erfolgreichen Lernprozeß wird immer wieder gefordert, daß im
Unterricht möglichst mit authentischen Materialien gearbeitet wird. Zusätzlich
erscheint es notwendig, auch im Bereich der Aufgabenstellungen auf möglichst
realitätsnahe und authentische Arbeitsformen zu achten.
Aufgrund der gebotenen Kürze dieses
Beitrags können die hier ausgewiesenen Materialien und Werkzeuge nicht weiter
erläutert werden. Diesbezüglich sei hier nur auf die eingangs erwähnte
Publikation zum Fremdsprachenlernen in der Wissensgesellschaft (Rüschoff
& Wolff, 1997) verwiesen. Schlußbemerkung
Die hier skizzierten
Überlegungen zu Schule und Lernen in der Wissensgesellschaft lassen sich wie
folgt zusammenfassen. Alle Formen des institutionalisierten Lernens stecken
derzeit in einer tiefen Krise. Verantwortlich für die Krise der Schule sind die
Mißachtung dessen, was wir über das Lernen wissen, die instruktivistische
Grundhaltung der Schule, die zu starke Betonung des deklarativen Wissens und das
Nichteingehen auf die Bedürfnisse der Wissensgesellschaft.
Die Wissensgesellschaft,
in der wir leben, mit der aber die traditionelle Schule im Konflikt steht, ist
durch die folgenden Merkmale charakterisiert: durch eine ungeheure Wissensfülle,
durch den Austausch von Information und dadurch, daß das vorhandene Wissen
jederzeit für jedermann zugänglich ist. Der ungehinderte Wissenszugang erfordert
jedoch auch neue Qualifikationen seitens des Nutzers. Fähigkeiten statt
deklarativen Wissens sind gefragt, Kooperation spielt eine entscheidende Rolle,
denn Wissen ist nicht mehr individuelles sondern gemeinsames Wissen.
Die Schule muß sich auf die Bedürfnisse der Wissensgesellschaft einstellen. Die
Schlüsselqualifikationen, die die Schule der Wissensgesellschaft vermitteln muß,
sind die Fähigkeiten, die der Lernende zur Wissensverarbeitung in einem
kooperativen Kontext braucht. Das „Lernen lernen“ muß im Mittelpunkt stehen.
Dazu gehören die kognitiv-konstruktivistischen Prozesse der Wissensverarbeitung
ebenso wie das soziale Lernen gemeinsam mit anderen.
Was die Nutzung der
Neuen Technologien vor dem Hintergrund der hier angesprochenen Grundlagen
betrifft, so scheint die Umsetzung entsprechender Konzeptionen über eine durch
technologiegestützte Werkzeuge bereicherte Lernumgebung realistischer
als über traditionelle Lernsoftware nach dem Modell des Computer Based
Instruction. Und ein solches Lernumfeld wird ja gerade durch die Neuen
Technologien verstärkt ermöglicht, wenn diese in ihrer ursprünglichen Rolle als
Werkzeuge bzw. „Denkzeuge” in Lernprozesse in den Schulalltag des 21.
Jahrhunderts integriert werden.
Die hier nur kurz skizzierten Ansichten werden in Kürze in einem Buch publiziert,
und zwar unter folgendem Titel: Rüschoff, B. & Wolff, D.: Fremdsprachen in der
Wissenschaft. München: Hueber, 1997.
Bibliographie:
Harmer, J. (1991): The Practice of English Language Teaching. London & New York: Longman.
Jonassen, D.H. (1991): „Evaluating Constructivistic Learning”. In: Educational Technology, September 1991, 28-33.
Puchta, H. & Schratz, M. (1984): Handelndes Lernen im Englischunterricht 1: Theoriebuch. München: Hueber.
Rüschoff, B. & Wolff, D. (1997): Fremdsprachenlernen in der Wissensgesellschaft. Hueber, 1997. (in Vorbereitung)
Schwarz, M. (1992): Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen: Francke.
Strube, G. (et al.) (1992): „Auf dem Weg zu psychologisch fundierten Modellen menschlicher Sprachverarbeitung: Echtzeitanalysen des
Satzverstehens”. In: Felix, S./Kanngießer, S./Rickheit, G. (Hg.):
Sprache und Wissen: Studien zur Kognitiven Linguistik. Opladen:
Westdeutscher Verlag, 115-133.
Wendt, M. (1996): Konstruktivistische Fremdsprachendidaktik. Tübingen: Gunter Narr. (Rüschoff
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/Rueschoff96.html
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